Antworten auf häufig gestellte Fragen


Warum benötigen wir jetzt eine neue Schulschrift?
Durch die Gründung der Europäischen Union kam es in den 90er Jahren zu einem größeren Bewusstsein für sprachliche Minderheiten und Migrationsfragen. Die in den verschiedenen Staaten eingesetzten Schulschriften wurden aber meist noch vor der Gründung der EU gestaltet und es fehlen ihnen die nötigen Schriftzeichen, um alle Schriftsprachen Europas zu schreiben.

Mit dem stark zunehmenden Einsatz von digitalen Medien im Unterricht und der größer werdenden Migration ist es notwendig geworden, auf diese Problematik zu reagieren, die die Gestalter der derzeit eingesetzten Schulschriften damals nicht vorausgesehen haben.

 

Warum genügt es nicht, eine Schrift zu verwenden, die schon auf dem Computer ist und die alle benötigten Schriftzeichen enthält – etwa „Arial“?
Diese Schriften sind keine Schulschriften: Sie sind nicht gut als Ausgangsschrift geeignet. Sie haben Mängel in der Leserlichkeit und Lesbarkeit. Es fehlen ihnen Schriftschnitte, die für die Erstellung von Unterrichtsmitteln gebraucht werden.

 

Soll diese neue Schulschrift alle bestehenden Schulschriften ersetzen?
Nein, die neue Schulschrift ergänzt die bestehenden Schulschriften. Sie ist universal einsetzbar, z. B. im Unterricht von Kindern aus sprachlichen Minderheiten.

 

Ist diese Schrift nur für Schulkinder?
Diese Schrift kann natürlich auch für Erwachsene, z. B. in Alphabetisierungsprojekten, eingesetzt werden.

 

Welche Sprachen werden abgedeckt?
Es sollen alle Schriftsprachen Europas abgedeckt werden. 

 

Wie viele Schulschriften gibt es in Europa?
Florian Hardwig hat eine Arbeit über die Schulschriften Europas geschrieben. Der folgende Link führt zu einem lesenswerten Artikel aus der Zeitschrift PAGE über diese Arbeit:
florian.hardwig.com/manuscribe/FHardwig-PAGE-2007-07.pdf

 

Welche Probleme gibt es mit der derzeitigen Schulschrift im Unterricht von Kindern aus sprachlichen Minderheiten?
Für den Unterricht von Kindern aus sprachlichen Minderheiten gibt es meist nur wenige Unterrichtsmittel. Diese müssen daher oft individuell erstellt werden. Das geschieht meist am Computer. Daher ist es wichtig, dass es dafür eine geeignete Schulschrift gibt. So eine Schulschrift ermöglicht auch die Produktion von Bildungssoftware für kleine Zielgruppen. 

Eine Schulschrift, mit der alle Sprachen Europas geschrieben werden können, unterstützt außerdem die bilinguale Erziehung. 

 

Warum behindert das Schulschriftproblem die Entwicklung von Bildungssoftware?
Die Entwicklung von Bildungssoftware für kleine Zielgruppen, wie etwa Kinder mit besonderen Bedürfnissen, ist nur dann wirtschaftlich, wenn die Software für mehrere Sprachen entwickelt wird. Dazu muss die Software auch an die Gegebenheiten der verschiedenen Länder angepasst werden.

Durch die anachronistische Vielfalt an Schulschriften ist es nicht einmal möglich, ein Produkt ohne Anpassungen nur für den gesamten deutschsprachigen Markt zu entwickeln, da es allein in Deutschland und Österreich neun verschiedene Schulschriften gibt. Viele Produkte können nicht entwickelt werden, weil der Aufwand für die Beachtung der Lizenzbedingungen und der gesetzlichen Voraussetzungen unverhältnismäßig hoch wäre.

 

Wenn die technische Qualität von Computer-Zeichensätzen so schlecht ist und die Lizenzkosten so hoch sind, warum erstellen die Softwarefirmen dann nicht selber für jede Schulschrift eigene Computer-Zeichensätze?
Für größere Firmen wäre das eine Möglichkeit – abgesehen von der in jedem Staat abzuklärenden Copyright-Frage. Für kleine Firmen hingegen ist Schriftentwicklung zu teuer. Würde aber jede Firma ihre eigenen Zeichensätze installieren, dann wäre der Schriftenordner eines Computers bald voll von ähnlichen Schriftschnitten – die Schriftverwaltung würde dadurch noch unübersichtlicher.

 

Müssen alle Kinder und alle Lehrkräfte alle Schriftzeichen der neuen Schulschrift lernen?
Nein, die neue Schulschrift soll ermöglichen, Sprachen zu schreiben und zu lesen, für die in den bestehenden Schulschriften Schriftzeichen fehlen. Es ist weder sinnvoll noch praktikabel, alle Schriftzeichen zu lernen.