Bei einer Schulschrift muss besonders auf die Leserlichkeit (z. B. unterschiedliche Buchstabenformen ohne Verwechslungsgefahr) und auf die Lesbarkeit (z. B. die perfekte Zurichtung der Laufweite) geachtet werden, damit unnötige Schwierigkeiten beim Lesenlernen vermieden werden können.
Im Folgenden werden Beispiele für mangelhafte Leserlichkeit und Lesbarkeit bei der österreichischen „Schuldruckschrift“ gezeigt, die exemplarisch für Mängel in den Schulschriften anderer Staaten stehen:
1. Spiegel- und rotationssymmetrische Schriftzeichen
Zwei „gleiche“ Tassen:
Vier „verschiedene“ Schriftzeichen:
Die meisten Kinder erkennen eine Tasse sofort als Tasse, auch wenn sie auf dem Kopf steht oder gedreht wurde.
Bei der österreichischen „Schuldruckschrift“ sind die vier Schriftzeichen d, b, q und p spiegel- und rotationssymmetrisch. Manche Kinder haben große Schwierigkeiten, diese Schriftzeichen nicht zu verwechseln – sie erkennen einen Kreis mit einem Strich, egal wie der Buchstabe gedreht oder gespiegelt ist. Was bei einer Tasse erwünscht ist, ist beim Lesen plötzlich ein Störfaktor.
So sehen diese vier Schriftzeichen in der Schrift „Times New Roman“ aus:
Sie können nicht einmal verwechselt werden, wenn sie auf dem Kopf stehen.
2. Zu geringe Oberlänge im Vergleich zur Mittellänge
Mittellänge ist die Bezeichnung für die von der Grundlinie aus gemessene Höhe der Kleinbuchstaben einer Schrift, die keine Oberlänge besitzen – etwa die Höhe des m oder x. Die Oberlänge ist die Höhe der Kleinbuchstaben, die die Mittellinie überschreiten – etwa die Höhe des h oder k. Schriftzeichen wie das h und n oder das d und a können leicht verwechselt werden, wenn bei einer Schrift die Oberlänge im Vergleich zur Mittellänge zu gering ist:
Bei der österreichischen „Schuldruckschrift“ besteht kein großer Unterschied zwischen h und n, weil die Oberlänge zu gering ist. „Times New Roman“ hat hingegen eine ausreichende Oberlänge: Das h und das n können leicht unterschieden werden.
3. Leicht verwechselbare Buchstabenkombinationen
Es gibt Kombinationen von Schriftzeichen, die leicht mit anderen Schriftzeichen verwechselt werden können. Ein n, das auf ein r folgt, kann z. B. bei der österreichischen „Schuldruckschrift“ leicht mit einem m verwechselt werden:
Bei der „Times New Roman“ besteht diese Verwechslungsgefahr nicht.
4. Nicht eindeutige Schriftzeichen
Bei der Gestaltung einer Schulschrift muss unter anderem auch darauf geachtet werden, dass das große I nicht mit dem kleinen l oder der Ziffer 1 verwechselt werden kann: