Es gibt eine anachronistische Vielfalt an Schulschriften in der EU. In manchen Staaten ist die Schulschrift genau vorgeschrieben, in anderen Staaten kann die Lehrkraft frei wählen, welche Schrift sie im Unterricht einsetzt. Manche Staaten haben sogar mehrere verschiedene Schulschriften (z. B. Österreich und Deutschland)!
Ein Beispiel für die große Vielfalt an Schulschriften ist die Liste der Computer-Zeichensätze, für die eine Lizenz erworben werden muss, wenn eine Bildungssoftware entwickelt werden soll, die für alle deutschsprachigen Schulkinder in Österreich und Deutschland geeignet ist:
- Lateinische Ausgangsschrift
- Schulausgangsschrift
- Vereinfachte Ausgangsschrift
- Grundschrift
- Österreichische Schulschrift 1969
- Österreichische Schulschrift 1995
- Druckschrift Hamburg
- Druckschrift Bayern 2001
- Österreichische Schuldruckschrift
Nicht berücksichtigt wurden in dieser Liste …
- die verschiedenen Schulschriften des deutschsprachigen Teils der Schweiz,
- die Schulschriften, die man braucht, um auch die Sprachen der nicht-deutschsprachigen Schulkinder Deutschlands und Österreichs zu schreiben,
- die Schulschriften, die von deutschsprachigen Minderheiten in anderen Staaten der EU – etwa in Belgien oder Polen – verwendet werden.
Für jede der benötigten Schulschriften muss eine Lizenz für den jeweiligen Computer-Zeichensatz erworben werden. Diese Lizenzen sind meist teuer – falls die Lizenzfrage überhaupt geklärt ist.
Für eine Software für die deutschsprachigen Schulkinder Österreichs und Deutschlands müssen Lizenzen für neun Schulschriften erworben werden!
Wenn schon so ein großer Aufwand nur für die deutschsprachigen Schulkinder betrieben werden muss, dann ist klar, wie groß der Aufwand ist, wenn eine Software für mehrere – oder alle – europäische Sprachen und Staaten entwickelt werden soll.